Nach 4 Tagen „Seele baumeln lassen“ und „nichts tun“, verspüre ich wieder den Drang „on the road“ zu sein. Bei einer Tasse Kaffee und ausgebreiteter Strassenkarte überlege ich mir, wohin ich fahren will.
Als ich auf der Karte „Plitvicer Seen“ lese, ist die Entscheidung gefallen. Ich trinke den letzten Schluck Kaffee, packe meine Sachen in den VW Bus und verlasse den schönen Campingplatz Richtung Zigljen zum Fähranleger.
Ohne langes Warten, bringt mich die Fähre wieder aufs Festland nach Prizna. Auf der Strassenkarte ist ganz in der Nähe oberhalb von Karlobag ein Aussichtspunkt eingezeichnet. Diesen will ich mir nicht entgehen lassen und fahre die Serpentinenstrassen auf das Velebitgebirge hoch. Auf 955 Meter über Meer angekommen geniesse ich auf dem Stara Vrata (Pass) eine herrliche Aussicht über die Adria und die kroatischen Inseln.
Durch das Hinterland von Kroatien
Von nun an geht es durchs kroatische Hinterland. Auf der Strassenkarte ist dies eine weisse Linie, einfach eine Route von A nach B. Ein paar Dörfer, vielleicht spontan noch etwas spezielles zum Anschauen denke ich mir.
Doch in Wirklichkeit kommt ab Gospic nichts mehr ausser Landschaft. Mit nichts meine ich auch nichts. Ich fahre rund eine Stunde bis zu den Plitvicer Seen. Dabei kommen mir nur gerade eine handvoll Autos entgegen. Und gerade diese ruhige Fahrt durch das verlassene Hinterland von Kroatien empfinde ich als sehr speziell und schön.
Seit ich die Küstenstrasse verlassen habe, sehe ich keine Wohnwagen oder Reisemobile mehr, keine Campingplätze, nur vereinzelt ein paar Häuser, die verstreut einsam in der Landschaft liegen.
Die Plitvicer Seen
Als ich die Ortschaft Plitvicka jezera erreiche, ahne ich schon schlimmes. Werbeplakate, Hotels, Supermärkte, Restaurants und Apartments teilen sich die linke und rechte Seite der Strasse.
Doch das ist eigentlich noch gar nichts was mich gleich erwarten wird. Nichtsahnend fahre ich auf den Parkplatz und mache mich auf zum Eingang in den Nationalpark Plitvicer Seen.
Reisebus an Reisebus stehen dich nebeneinander. Haufenweise Touristen laufen kreuz und quer über den Platz. Ich kämpfe mich regelrecht zum Eingang vor. Tue ich mir das wirklich an? Soll das ein geschützter Fleck Natur sein? Ja, das ist es. Ein Nationalpark in welchem man die Natur schützt und respektiert. Um das ganze aber finanzieren zu können, fährt man haufenweise Touristen mit Reisebussen heran, welche sich diese schöne Natur gegen ein Entgelt ansehen dürfen. Irgendwie kommt mir das widersprüchlich vor.
Ich drehe mich um, entwerte unter erstaunten Blicken vom Parkwächter mein Parkticket (wer besucht schon 5 Minuten die Plitvicer Seen?), steige in meinen Bus und fahre weg.
In der Region gibt es nur eine Handvoll Campingplätze. Ich entscheide mich für den Autocamp Korana. Angemeldet wird am Drive-In-Schalter, freie Platzwahl ohne Parzellen und ein sehr hügeliges Gelände.
Ein typischer Durchreiseplatz um sich den Nationalpark anzuschauen. Hier wird wohl niemand mehrere Tage seinen Urlaub verbringen. Für eine Nacht aber ganz ok.
Ich überlege mir, ob ich die Plitvicer Seen anschauen oder doch einfach weiterfahren soll. Auch wenn ich nun genauso dazugehöre wie viele andere auch, ich beschliesse, den Nationalpark zu besuchen.
Früh aufstehen lohnt sich!
Damit ich mir die Plitvicer Seen in aller Ruhe anschauen kann, ohne das neben mir schon der nächste Reisebus wartet, stehe ich am nächsten Morgen um 6 Uhr in der Früh auf. Noch etwas müde mache ich mich auf den Weg und parke um 7 Uhr meinen Bus. Ich habe freie Platzwahl!
Die Sonne geht auf, der Tag erwacht und ich streife durch den Nationalpark – ganz alleine, ohne Touristen. Im Nationalpark Plitvicer Seen läuft man auf Naturboden oder auf Holzstegen. So passt alles in das Gesamtbild. Nichts ist mit Beton zugebaut oder sieht sehr touristisch aus. So ganz alleine geniesse ich die Natur und mache ein paar Fotos.
Gegen 9 Uhr merke ich, wie mehr und mehr Leute unterwegs sind. Ich mache mich langsam auf den Rückweg zum Ausgang. Später erfahre ich, das man teilweise in Kolonnen durch den Nationalpark der Plitvicer Seen laufen muss. Gerade bei den schöneren und bekannteren Wasserfällen muss man sich anstellen, um diese zu sehen.
Tipp: Wer die Plitvicer Seen besuchen möchte, der sollte früh am Morgen dort sein. Ganz alleine in aller Ruhe kann man die Natur wunderbar geniessen.
Auf nach Slowenien
Meine Route führt mich auf Nebenstrassen weiter in Richtung Autobahn. Mein Ziel für den Abend ist Slowenien, besser gesagt Kobarid.
Über Zagreb, Lubljana fahre ich Richtung Grenze zu Italien. Kurz davor geht es ab von der Autobahn nach Kanal ob Soca.
Ein kleiner idyllischer Ort in welchem sich die Soca in eine tiefe Schlucht gefressen hat. Ein Foto-Stop ist hier Pflicht. Das kleine Dorf mit der Kirche und der tiefen Schlucht erinnert an das Verzascatal im Tessin. Nach ein paar Fotos reise ich weiter nach Kobarid wo ich auf den Campingplatz Lazar fahre. Hier passiert es mir zum ersten Mal, das mir die zwei 10-Meter-Stromkabel nicht ausreichen. Nun bin ich eine Nacht ohne Strom.
Am nächsten Morgen geht meine Reise auf Nebenstrassen durch kleine slowenische Dörfer weiter bis zur Tomlin-Schlucht. Diese ist eine tief in den Felsen eingefressene Schlucht durch welche die Soca fliesst.
Speziell daran ist, das an einem Felsen ein Stein, welcher von oben hinab gefallen ist, stecken blieb. Dieser hängt nun eingeklemmt zwischen den Felswänden über der Soca und ist sozusagen das Highlight der Besichtigung. Für den Besuch sollte man gut 1h einplanen. Gerade bei den heissen Temperaturen, geniesse ich es, die kühle Schlucht mit der tosenden Soca zu entdecken.
Nach dem erfrischenden Besuch der Schlucht fahre ich weiter auf engen, kurvenreichen Strassen über Petrovo Brdo nach Bohinjska Bistrica in den Triglav Nationalpark (Triglavski narodni park). In Ukanc, am Ende des Sees, fahre ich mit der Seilbahn auf den Vogel. Der Vogel ist ein Berg auf 1922 Meter über Meer.
Die Aussicht über die Julischen Alpen bei wolkenlosem Himmel kann sich sehen lassen. Das Gebiet rund um den Vogel ist im Sommer und Herbst ideal zum Wandern und beliebt im Winter als Skigebiet.
Touristen-Ort Bled
Am späten Nachmittag mache ich mich auf den Weg nach Bled, wo ich auf dem 5-Sterne-Camping Bled übernachten will. Bei der Ankunft ist es recht voll, doch ich finde noch eine Parzelle für mich.
Nun merke ich, wie wichtig verschiedene Strom-Adapter sind. An der Elektrosäule sind alle CEE-Steckdosen belegt, einzig Schuko-Dosen sind noch frei. Mein Rat ist, immer auch einen Schuko-Adapter dabei zu haben. Auf manchen Plätzen gibt es keine CEE-Stecker oder eben diese sind bereits belegt.
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Der Campingplatz Bled liegt direkt am Bleder See. Bei einem Spaziergang am See geniesse ich die schöne Aussicht auf die bekannte Insel mit der Kirche.
Bled ist sehr touristisch, sieht schön und gepflegt aus. Es ist ratsam, genug früh am Campingplatz Bled zu sein oder einen Platz zu reservieren. Wie ich später sehe, wird es recht voll.
Bled ist der letzte Halt auf meinem Roadtrip durch Kroatien und Slowenien. Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Rückweg über Österreich (Karawankentunnel), Lienz, Südtirol, Brenner, Innsbruck bis nach Zürich.
Auf meiner 10-Tägigen Reise habe ich unglaublich vieles gesehen und erlebt. Eine Reise alleine ist ein spezielles Erlebnis. Gerade auf Campingplätzen lernt man schnell andere Leute kennen und kommt ins Gespräch.
Es war eine tolle Erfahrung und ich kann jedem empfehlen, auch mal ganz alleine Reise zu machen.
Teil 1 meines Kroatien-Roadtrips findest du hier: Roadtrip nach Kroatien – ich geniesse die Spontanität des Campens
Teil 2 meines Kroatien-Roadtrips findest du hier: Roadtrip nach Kroatien – der VW Bus als Camper
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